Publishing on obsolete devices
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Publishing on obsolete devices
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Der Fachbegriff für den Umstand, das ein Produkt nicht mehr gewartet oder benötigt wird, auch wenn es noch brauchbar sein könnte, lautet Obsoleszenz. Die Ursachen für digitale Obsoleszenz sind nicht immer rein technischer Natur. Kapitalistische Akkumulation und Konsumismus treten hier als Hauptmotivatoren für die digitale Veralterung in der Gesellschaft auf. Es werden neu eingeführten Produkten häufig ein höheren Wert beigemessen als älteren Produkten. Die Beschleunigung der Lebenszyklen von Produkten ist geradezu ein Wesensmerkmal der digitalen Medien. Daher ist es umso wichtiger, sich mit veralteter Technik auseinanderzusetzen und nachhaltiger auf unsere Publikationen zu blicken.
Die Computertechnik stellt aktuell den Inbegriff industrieller Verschwendung dar. Um den heutigen Stand der Computer Kultur und den Umgang mit Computertechnologiekritik ein Stück weit zu verbessern, sollte beim Publizieren mit obsoleten Geräten das Verständnis für das Konzept des Permacomputing nicht fehlen. Permacomputing wurde von den Prinzipien der Permakultur inspiriert und steht für die Verbindung dieser mit Computer Technologie. Das Konzept als auch die dazugehörige Gemeinschaft wurde ins Leben gerufen, um einen nachhaltigeren Ansatz für Computer- und Netzwerktechnologie zu ermöglichen. Permacomputing möchte die Lebensdauer der Hardware maximieren und den Energieverbrauch minimieren. Es wird sich dabei vor allem auf Nutzung bereits vorhandener Ressourcen konzentriert.
Innerhalb des Prozesses des Publizierens mit obsoleten Geräten stoßen wir auf die Frage der Ästhetik unserer Publikation. Wie aber können wir Nachhaltigkeit und Umweltschutz mehr als nur in die formale Ästhetik übertragen? Die heutige digitale Ästhetik fördert Maximierung. Uns wird um jeden Preis eine hohe Bandbreite, hohe Auflösung und Rechenleistung geboten. Um alles immer und überall machen zu können, nehmen wir riesige Menge an Elektroschrott und Umweltverschmutzung in Kauf und die damit verbundene soziale Ungleichheit der Menschen, die sich um die Entsorgung dieser Verschmutzung kümmern müssen.
Es ist sehr wichtig darum zu kämpfen, diesem Schicksal zu entkommen. Um entgegenzuwirken, können wir drei Faktoren bei dem Publizieren mit obsoleten Geräten miteinbeziehen.
1. Klein halten.
Kleine Systeme haben geringeren Hardware- und Energiebedarf und sind dadrüber hinaus leichter zu verstehen, verwenden und neu zu verwenden.
2. Einfach halten.
Geringe Komplexität ist schön und kann im Idealfall von einer einzelnen Person vollständig verstanden werden.
3. Flexibel bleiben.
Systeme wiederverwenden, welche für eine Vielzahl von Zwecken benutzt werden kann, auch für solche, für die es nicht primär konzipiert wurde.
Das Publizieren mit obsoleten Geräten trägt zu einem nachhaltigeren Umgang mit Computertechnologie bei und stellt so ein gutes Verhältnis zu unserer Erde her. Hinter jeder Interaktion mit Computerkultur stehen rechnerische Aufwände. Diese ist nicht unschuldig. Zu jedem dieser Aufwände gehört auch eine energetische Fußnote. Diese beschreibt, welche Art von zusätzlichen Ressourcen in Bewegung gesetzt wurden, um zu diesem Punkt zu gelangen. Wir sehen diese Verwendung von Ressourcen nur nicht, weil es versteckt und weit von der Seite der Ausführung entfernt ist. Es ist dabei wichtig, Grenzen und Einschränkungen mit in die Ästhetik der Publikation miteinbeziehen und sich zu fragen, was ist bereits vorhanden und was könnte wiederverwendet werden. Solange ein Gerät funktioniert, gibt es keinen Grund, es nicht mehr zu benutzen. Die Publikation sollte aus der Arbeit mit der direkten Umgebung entstehen und letztendlich ein langlebiges Objekt werden.